Sie waren die wichtigsten Helfer der Wehrmacht
pferdekutscher.de/vorpferd/ind…f3f4d86195a5ad765d48872b3
Als Armee des Blitzkrieges stilisierte die NS-Propaganda die Wehrmacht. Aber nicht Panzer stellten ihr Rückgrat, sondern Pferde. Ohne Millionen von ihnen wäre der Krieg nicht zu führen gewesen.
Am 30. Juni 1939 verfügte die Wehrmacht über 170.488 Pferde. Bis zum Überfall auf Polen am 1. September wurden weitere 393.000 Pferde mobilisiert. Und das war erst der Anfang. Bis zum Ende des Krieges taten etwa 2,75 Millionen "Einhufer" in der Wehrmacht Dienst, davon sind "etwa 60 bis 63 Prozent während des Krieges in Verlust geraten", schreibt der Historiker Wilhelm Zieger in seiner grundlegenden Studie über "Das deutsche Heeresveterinärwesen im Zweiten Weltkrieg", die 1973 für das Militärgeschichtliche Forschungsamt der Bundeswehr entstand. Man hat errechnet, dass auf sieben Soldaten der kaiserlichen Armee ein Pferd kam, in der Wehrmacht sank das Verhältnis auf vier zu eins.
In den Kriegen des 19. Jahrhunderts war der Ankauf von Pferden eine der wichtigsten Maßnahmen, um eine Armee kriegsbereit zu machen. Im Ersten Weltkrieg kamen schätzungsweise 16 Millionen Pferde an allen Fronten zum Einsatz, von denen wohl die Hälfte ums Leben kam. Ihre Aufgabe bestand vor allem darin, den Nachschub von den Entladestationen der Bahn zur Front zu gewährleisten. Weiter als 60 bis 80 Kilometer, so eine Faustregel, durfte die Entfernung zu diesen Logistikzentren nicht sein. Einer der Gründe für das Scheitern der russischen Offensive 1914 in Ostpreußen war denn auch der lange Anmarsch über 100 Kilometer hinweg. Diese Lücke konnte von Pferden nicht geschlossen werden.
Obwohl der Verbrennungsmotor längst in Großserie produziert wurde, stieg der Bedarf an Pferden im Zweiten Weltkrieg noch weiter an. Zumal in der Wehrmacht. Das hatte technische, taktische und ökonomische Gründe. Zum einen waren Infanteriedivisionen, die nach wie vor das Rückgrat der deutschen Armee bildeten, mittlerweile mit zahlreichen schweren Waffen und anderem technischen Gerät ausgestattet. Beides musste transportiert werden.
Der schnelle Bewegungskrieg, den die Wehrmacht führte, setzte zudem auch bei den Fußtruppen ein Maß an Mobilität voraus, wie sie im Ersten Weltkrieg – zumal im Stellungskrieg im Westen – selten verlangt worden war. Und die industriellen Möglichkeiten des Dritten Reiches, Kraftfahrzeuge, Betriebsstoff und Bereifung in ausreichender Menge zur Verfügung zu stellen, waren sehr begrenzt.
Viele Divisionen der hinteren Aufstellungswellen waren mit einem Sammelsurium an Beutewaffen ausgestattet und verfügten nur über wenige Lkws. Selbst in Infanteriedivisionen der ersten Welle waren Pferde unverzichtbare Bestandteile der Logistik. Ein solcher Großverband bestand aus 17.000 Soldaten und 5000 Pferden, rund doppelt so vielen wie im Ersten Weltkrieg
Der schnelle Sieg 1940 gegen Frankreich sorgte allerdings dafür, dass die Wehrmacht die Rolle des Pferdes in dem Krieg gegen die Sowjetunion verkannte. Obwohl der Westfeldzug gar nicht als Blitzkrieg geplant worden war, wurde er nun als gelungenes Beispiel für einen solchen hingestellt. Auch der Krieg im Osten sollte in wenigen Monaten beendet sein, warum sollte man da genügend Material oder gar Winterausrüstung für einen langen Abnutzungskampf bereitstellen? Obwohl viele Offiziere die Anforderungen der Ostfront im Ersten Weltkrieg kennengelernt hatten, gingen sie nun davon aus, mit ihren motorisierten Elitetruppen die Weite des Raumes, das Fehlen von Straßen, die endlosen Nachschublinien meistern zu können.
Zwar wurden vor dem Angriff am 22. Juni 1941 jeder Division noch 200 bis 300 Panjefahrzeuge mit Bespannung zugewiesen, leichte, landesübliche Wagen für den Transport kleinerer Lasten. Aber das ging an dem Bedarf bald vorbei. Es zeigte sich nämlich, dass vor allem die Lkws aus Beutebeständen den Belastungen des Vormarschs im Osten nicht gewachsen waren. Als im Herbst die Schlammperiode anbrach, waren es gerade die Panjepferde, die die Versorgung der Truppen noch aufrecht erhalten konnten.
Selbst motorisierte und Panzerdivisionen, die normalerweise immerhin 1500 Pferde im Bestand hatten, griffen nun in großem Stil auf russische Tiere zurück. Ein Generalstabsoffizier schrieb: "Soweit die Truppe beweglich war, war sie es mit wenigen Zugmaschinen, in der Hauptsache aber dank des an den russischen Winter gewöhnten, äußerst anspruchslosen Panjepferdes, das mit wenig Pflege und Futter, meist im Freien stehend, zum Helfer der Truppe wurde."
Ausgerechnet Tiere, die in großer Zahl auf dem Vormarsch erbeutet worden waren, erwiesen sich "als die unbedingt zuverlässigen Helfer in allem". Und sie boten noch einen weiteren Vorteil: Sie waren in so großer Zahl vorhanden, dass es regelmäßig gelang, "vor größeren Operationen die Pferdefehlstellen der Truppe rechtzeitig aufzufüllen", schreibt Wilhelm Zieger.
Allerdings verwies er auch auf die Hypotheken, die der massenhafte Einsatz der Vierbeiner aufwarf. Landwirtschaft und Transportgewerbe in Deutschland wurden durch die regelmäßigen Aushebungen geschädigt. Und "die relativ starke Pferdezahl entzog der Truppe nicht nur eine große Zahl von Kämpfern, sie belastete außerdem stark den Nachschub auf dem Verpflegungsgebiet (für einen Soldaten je Tag etwa 1,5 Kilogramm, für ein Pferd – bei Nachschub der vollen Ration – etwa zehn Kilogramm)." Der erhebliche Aufwand, den die Futterversorgung mit sich brachte, war im Ersten Weltkrieg auch ein Grund für die Reduktion der Kavallerietruppen gewesen.
Trotz derartiger Probleme erwies sich im Zweiten Weltkrieg auf deutscher Seite das Pferd dem Kraftfahrzeug als überlegen. Das Oberkommando des Heeres hatte errechnet, dass die Lebenserwartung eines Einhufers vier Jahre betrug. Ein Kraftfahrzeug musste dagegen bereits in der Mitte des Krieges im Schnitt nach einem Jahr wegen Totalausfalls ersetzt werden. Wenn man Anfang 1945 sogar davon ausging, dass ein Lastkraftwagen ganze sieben Wochen lief, bis er völlig ausfiel, "dann war die Haltung des Pferdes doch wesentlich rationeller", heißt es in einer einschlägigen Studie.
In seinem neuen Buch "Das letzte Jahrhundert der Pferde" zitiert der Kulturwissenschaftler Ulrich Raulff den Historiker Reinhart Koselleck. Der hatte im Zweiten Weltkrieg in der bespannten Artillerie mitgemacht: "Der Russlandfeldzug", so Kosellecks Fazit, "gehört nach seinen strukturellen Bedingungen noch in das Pferdezeitalter. Mit Pferden ließ er sich nicht gewinnen und ohne Pferde erst recht nicht."
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Als Armee des Blitzkrieges stilisierte die NS-Propaganda die Wehrmacht. Aber nicht Panzer stellten ihr Rückgrat, sondern Pferde. Ohne Millionen von ihnen wäre der Krieg nicht zu führen gewesen.
msn nachrichten schrieb:
Panzer, Sturzkampfbomber, Motorräder und Geschütze auf Selbstfahrlafetten – die nationalsozialistische Propaganda wurde nicht müde, den Deutschen und der Welt die überlegenen Waffen des Dritten Reiches vorzuführen. Und die schnellen Siege in Skandinavien, Frankreich und auf dem Balkan schienen diese Bilder hinlänglich zu belegen. Der wichtigste Helfer für Hitlers Militärmaschinerie wurde darin bewusst ausgeblendet, entsprach er doch so gar nicht dem Mythos vom modernen Blitzkrieg. Es war das Pferd. Ohne die millionenfache Unterstützung durch Equus ferus caballus wäre der totale Maschinenkrieg schon nach wenigen Monaten zum Erliegen gekommen.
Am 30. Juni 1939 verfügte die Wehrmacht über 170.488 Pferde. Bis zum Überfall auf Polen am 1. September wurden weitere 393.000 Pferde mobilisiert. Und das war erst der Anfang. Bis zum Ende des Krieges taten etwa 2,75 Millionen "Einhufer" in der Wehrmacht Dienst, davon sind "etwa 60 bis 63 Prozent während des Krieges in Verlust geraten", schreibt der Historiker Wilhelm Zieger in seiner grundlegenden Studie über "Das deutsche Heeresveterinärwesen im Zweiten Weltkrieg", die 1973 für das Militärgeschichtliche Forschungsamt der Bundeswehr entstand. Man hat errechnet, dass auf sieben Soldaten der kaiserlichen Armee ein Pferd kam, in der Wehrmacht sank das Verhältnis auf vier zu eins.
Am 30. Juni 1939 verfügte die Wehrmacht über 170.488 Pferde. Bis zum Überfall auf Polen am 1. September wurden weitere 393.000 Pferde mobilisiert. Und das war erst der Anfang. Bis zum Ende des Krieges taten etwa 2,75 Millionen "Einhufer" in der Wehrmacht Dienst, davon sind "etwa 60 bis 63 Prozent während des Krieges in Verlust geraten", schreibt der Historiker Wilhelm Zieger in seiner grundlegenden Studie über "Das deutsche Heeresveterinärwesen im Zweiten Weltkrieg", die 1973 für das Militärgeschichtliche Forschungsamt der Bundeswehr entstand. Man hat errechnet, dass auf sieben Soldaten der kaiserlichen Armee ein Pferd kam, in der Wehrmacht sank das Verhältnis auf vier zu eins.
Am 30. Juni 1939 verfügte die Wehrmacht über 170.488 Pferde. Bis zum Überfall auf Polen am 1. September wurden weitere 393.000 Pferde mobilisiert. Und das war erst der Anfang. Bis zum Ende des Krieges taten etwa 2,75 Millionen "Einhufer" in der Wehrmacht Dienst, davon sind "etwa 60 bis 63 Prozent während des Krieges in Verlust geraten", schreibt der Historiker Wilhelm Zieger in seiner grundlegenden Studie über "Das deutsche Heeresveterinärwesen im Zweiten Weltkrieg", die 1973 für das Militärgeschichtliche Forschungsamt der Bundeswehr entstand. Man hat errechnet, dass auf sieben Soldaten der kaiserlichen Armee ein Pferd kam, in der Wehrmacht sank das Verhältnis auf vier zu eins.
Am 30. Juni 1939 verfügte die Wehrmacht über 170.488 Pferde. Bis zum Überfall auf Polen am 1. September wurden weitere 393.000 Pferde mobilisiert. Und das war erst der Anfang. Bis zum Ende des Krieges taten etwa 2,75 Millionen "Einhufer" in der Wehrmacht Dienst, davon sind "etwa 60 bis 63 Prozent während des Krieges in Verlust geraten", schreibt der Historiker Wilhelm Zieger in seiner grundlegenden Studie über "Das deutsche Heeresveterinärwesen im Zweiten Weltkrieg", die 1973 für das Militärgeschichtliche Forschungsamt der Bundeswehr entstand. Man hat errechnet, dass auf sieben Soldaten der kaiserlichen Armee ein Pferd kam, in der Wehrmacht sank das Verhältnis auf vier zu eins.
In den Kriegen des 19. Jahrhunderts war der Ankauf von Pferden eine der wichtigsten Maßnahmen, um eine Armee kriegsbereit zu machen. Im Ersten Weltkrieg kamen schätzungsweise 16 Millionen Pferde an allen Fronten zum Einsatz, von denen wohl die Hälfte ums Leben kam. Ihre Aufgabe bestand vor allem darin, den Nachschub von den Entladestationen der Bahn zur Front zu gewährleisten. Weiter als 60 bis 80 Kilometer, so eine Faustregel, durfte die Entfernung zu diesen Logistikzentren nicht sein. Einer der Gründe für das Scheitern der russischen Offensive 1914 in Ostpreußen war denn auch der lange Anmarsch über 100 Kilometer hinweg. Diese Lücke konnte von Pferden nicht geschlossen werden.
Obwohl der Verbrennungsmotor längst in Großserie produziert wurde, stieg der Bedarf an Pferden im Zweiten Weltkrieg noch weiter an. Zumal in der Wehrmacht. Das hatte technische, taktische und ökonomische Gründe. Zum einen waren Infanteriedivisionen, die nach wie vor das Rückgrat der deutschen Armee bildeten, mittlerweile mit zahlreichen schweren Waffen und anderem technischen Gerät ausgestattet. Beides musste transportiert werden.
Der schnelle Bewegungskrieg, den die Wehrmacht führte, setzte zudem auch bei den Fußtruppen ein Maß an Mobilität voraus, wie sie im Ersten Weltkrieg – zumal im Stellungskrieg im Westen – selten verlangt worden war. Und die industriellen Möglichkeiten des Dritten Reiches, Kraftfahrzeuge, Betriebsstoff und Bereifung in ausreichender Menge zur Verfügung zu stellen, waren sehr begrenzt.
Viele Divisionen der hinteren Aufstellungswellen waren mit einem Sammelsurium an Beutewaffen ausgestattet und verfügten nur über wenige Lkws. Selbst in Infanteriedivisionen der ersten Welle waren Pferde unverzichtbare Bestandteile der Logistik. Ein solcher Großverband bestand aus 17.000 Soldaten und 5000 Pferden, rund doppelt so vielen wie im Ersten Weltkrieg
Der schnelle Sieg 1940 gegen Frankreich sorgte allerdings dafür, dass die Wehrmacht die Rolle des Pferdes in dem Krieg gegen die Sowjetunion verkannte. Obwohl der Westfeldzug gar nicht als Blitzkrieg geplant worden war, wurde er nun als gelungenes Beispiel für einen solchen hingestellt. Auch der Krieg im Osten sollte in wenigen Monaten beendet sein, warum sollte man da genügend Material oder gar Winterausrüstung für einen langen Abnutzungskampf bereitstellen? Obwohl viele Offiziere die Anforderungen der Ostfront im Ersten Weltkrieg kennengelernt hatten, gingen sie nun davon aus, mit ihren motorisierten Elitetruppen die Weite des Raumes, das Fehlen von Straßen, die endlosen Nachschublinien meistern zu können.
Zwar wurden vor dem Angriff am 22. Juni 1941 jeder Division noch 200 bis 300 Panjefahrzeuge mit Bespannung zugewiesen, leichte, landesübliche Wagen für den Transport kleinerer Lasten. Aber das ging an dem Bedarf bald vorbei. Es zeigte sich nämlich, dass vor allem die Lkws aus Beutebeständen den Belastungen des Vormarschs im Osten nicht gewachsen waren. Als im Herbst die Schlammperiode anbrach, waren es gerade die Panjepferde, die die Versorgung der Truppen noch aufrecht erhalten konnten.
Selbst motorisierte und Panzerdivisionen, die normalerweise immerhin 1500 Pferde im Bestand hatten, griffen nun in großem Stil auf russische Tiere zurück. Ein Generalstabsoffizier schrieb: "Soweit die Truppe beweglich war, war sie es mit wenigen Zugmaschinen, in der Hauptsache aber dank des an den russischen Winter gewöhnten, äußerst anspruchslosen Panjepferdes, das mit wenig Pflege und Futter, meist im Freien stehend, zum Helfer der Truppe wurde."
Ausgerechnet Tiere, die in großer Zahl auf dem Vormarsch erbeutet worden waren, erwiesen sich "als die unbedingt zuverlässigen Helfer in allem". Und sie boten noch einen weiteren Vorteil: Sie waren in so großer Zahl vorhanden, dass es regelmäßig gelang, "vor größeren Operationen die Pferdefehlstellen der Truppe rechtzeitig aufzufüllen", schreibt Wilhelm Zieger.
Allerdings verwies er auch auf die Hypotheken, die der massenhafte Einsatz der Vierbeiner aufwarf. Landwirtschaft und Transportgewerbe in Deutschland wurden durch die regelmäßigen Aushebungen geschädigt. Und "die relativ starke Pferdezahl entzog der Truppe nicht nur eine große Zahl von Kämpfern, sie belastete außerdem stark den Nachschub auf dem Verpflegungsgebiet (für einen Soldaten je Tag etwa 1,5 Kilogramm, für ein Pferd – bei Nachschub der vollen Ration – etwa zehn Kilogramm)." Der erhebliche Aufwand, den die Futterversorgung mit sich brachte, war im Ersten Weltkrieg auch ein Grund für die Reduktion der Kavallerietruppen gewesen.
Trotz derartiger Probleme erwies sich im Zweiten Weltkrieg auf deutscher Seite das Pferd dem Kraftfahrzeug als überlegen. Das Oberkommando des Heeres hatte errechnet, dass die Lebenserwartung eines Einhufers vier Jahre betrug. Ein Kraftfahrzeug musste dagegen bereits in der Mitte des Krieges im Schnitt nach einem Jahr wegen Totalausfalls ersetzt werden. Wenn man Anfang 1945 sogar davon ausging, dass ein Lastkraftwagen ganze sieben Wochen lief, bis er völlig ausfiel, "dann war die Haltung des Pferdes doch wesentlich rationeller", heißt es in einer einschlägigen Studie.
In seinem neuen Buch "Das letzte Jahrhundert der Pferde" zitiert der Kulturwissenschaftler Ulrich Raulff den Historiker Reinhart Koselleck. Der hatte im Zweiten Weltkrieg in der bespannten Artillerie mitgemacht: "Der Russlandfeldzug", so Kosellecks Fazit, "gehört nach seinen strukturellen Bedingungen noch in das Pferdezeitalter. Mit Pferden ließ er sich nicht gewinnen und ohne Pferde erst recht nicht."